Horst - Wessel - Straße

Geschichte

Die Straße, eigentlich eine Landstraße, bildete die Hauptzufahrt von Süden her nach Danzig. Sie verlief in Nord-Süd Richtung, begann ursprünglich am Petershagener Tor und führt in Richtung Gute Herberge/St. Albrecht. Nach dem 1 Weltkrieg zerstückelte man dann diese Straße: den nördlichen Teil ab, vereinte man mit der Straße 2. Petershagen, und nannte Altschottland. Den mittleren Abschnitt, von der St. Ignatiuskirche bis zur An der Ostbahn taufte man in Stadtgebiet um. Lediglich der südlichste Teil blieb bis 1933 bei seinem Namen. Bei der letzten Umbenennung vor dem Krieg wurden der südliche Teil vom Stadtgebiet (zwischen Wurstmachergasse und An der Ostbahn), der Rest der Hauptstraße, die Lindenstraße und die Südstraße zur Horst – Wessel – Straße vereint Das alte Dorfzentrum von Ohra lag eigentlich östlich dieser Straße (Schulstraße, An der Ostbahn und Bahnplatz). Nach dem Krieg erhielt diese Straße erst einen „Verlegenheitsnamen“ Oruńska 3 (Dritte Ohrsche). Erst 1949 nach der Zwangsvereinigung der polnischen Linksparteien legte man sie mit den ehemaligen Südpromenade, Altschottland und Stadtgebiet zusammen und nannte das Gebilde ulica Jedności Robotniczej (Straße der Einheit der Arbeiter). Nachdem auch die Arbeitereinheit abgedankt hat, besann man sich auf christliche Werte und taufte die Straße erneut um. Heute heißt das Gebilde Trakt Swiętego Wojciecha (Chaussee des Heiligen Adalbert). Bleibt nur zu hoffen, dass diese armen Straßen, die mit dem Heiligen Adalbert ebenso wenig zu tun hatten, wie sie an der Arbeitereinheit schuld waren, wenigstens diesen Namen etwas länger genießen dürfen. Zum Schluss noch eine kleine Geschichte, die ein Jeder, der Danzig nicht kennt, für einen Witz halten wird: Ein kleiner Junge erblickte A. D. 1926 in dieser Straße das Licht der Welt, und wurde auf den Namen Ferdinand getauft. Kaum das er drei-käse-hoch war fand er sich, ganz ohne mühsamen Umzug, in der Horst-Wessel-Straße wieder. Kaum daran gewöhnt, ging die Welt mit Pauken und Trompeten unter aber sowohl das Haus wie auch die Straße blieben nahezu unversehrt – allerdings als Oruńska 3. Kaum waren 4 Jahre vergangen und unser Ferdinand erwachsen, bekam er ein Problem. Seine Straße hieß jetzt nämlich Jedności Robotniczej aber der ärmste konnte immer noch kein polnisch. Immer wenn er versuchte seine Adresse zu nennen, klopfte man ihm kräftig auf den Rücken in der Annahme er erleide gerade einen Hustenanfall. Die Jahre gingen ins Land, Ferdinand – längst der polnischen Sprache mächtig - lebte Gottgefällig immer noch in der gleichen Wohnung, sah seine Kinder und Enkel auf die Welt kommen und genoss ab 1993 den verdienten Ruhestand. Doch da neidete wohl irgendein Wicht ihm seinen Frieden, denn plötzlich hieß seine Straße Trakt Swiętego Wojciecha. In den letzten 10 Jahren seines Lebens war es seine Lieblingsbeschäftigung über die staatliche Umbenennungssucht zu witzeln. Nachdem er 2003 zum ersten Mal tatsächlich Umzog – und zwar auf den Gemeindefriedhof - bat er mit Sicherheit, vor das Antlitz des Herrn tretend: „Herr, lass zumindest meinen Gebeinen die jetzige Adresse.“

Stadtteil

Polnische Namen

Jedności Robotniczej

Oruńska 3

Trakt Swiętego Wojciecha