Karl - Marx - Straße

Geschichte

Diese Straße gehört zusammen mit den Umliegenden zum Neubaugebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg am Niederfeld/Hinterweg in Ohra errichtet wurde. Ursprünglich nach Karl Marx benannt, 1933 nach dem General Max Carl von Gallwitz, einem der Heerführer des 1 Weltkrieges in Gallwitzstrasse umbenannt. Ein ehemaliger Bewohner erinnert sich an seine dort verbrachte Kindheit: „Die Hausnummer 11 der Ohrschen Gallwitzstraße befand sich gegenüber dem Bereich der Volksschule und Sportplatz. Es befanden sich zwei Kolonialwarengeschäfte in dieser Straße, das eine in der Gallwitzstraße Nr.1 (Ecke, Litzmannstraße). An der anderen Ecke (von Morgenstraße) befand sich das Milchgeschäft von Fritz Krohn. Die Inhaberin des Kolonialwarengeschäftes in der Gallwitzstr. 11 war Elsbeth Mueller. An das Geschäft kann ich mich wohl erinnern, weniger jedoch leider an Namen. Dann nehme ich immer Einblick in das "Danziger Einwohnerbuch 1942" um eventuell Erinnerungen zurückzurufen, so auch heute wieder. In diesem Buch finde ich, außer besagten Elsbeth Mueller, auch: Otto Boehrend, Abt.-Leiter, außerdem den Eigentümer des Hauses, Kurt Welm, Ing. und Paul Wrobel, Schmied. Eingetragen in dem Buch sind immer nur die Haushalts-vorstände, also der/die Mieter/in der betreffenden Wohnung. Der Inhaber des Geschäfts an der Ecke Litzmannstraße war Johann Gdanitz. Er trug nach Einmarsch der Roten Armee zu unserem großen Erstaunen ein weiß-rotes Bändchen an seiner Jacke, und gab sich somit als Pole aus. Es rettete ihn aber nicht vor der Verschleppung durch die Russen. Zu diesem Thema eine weitere Erinnerung. Gegenüber von uns, im Haus mit der Nr. 2 (Ecke, von Morgenstr.) wohnte eine Familie mit mehreren Kindern mit denen ich jahrelang täglich Umgang hatte. Wir gingen zusammen in die Volksschule, spielten auch zusammen, und haben in dieser Zeit nie ein polnisches Wort von ihnen gehört. Nun ab 26.Maerz 1945 gaben sie sich plötzlich als Polen zu erkennen, und sprachen zu unserem Erstaunen eine andere Sprache. Aber auch sie blieben vor Repressalien der Russen nicht verschont. Um auf unsere Volksschule in der Gallwitzstraße zurückzukommen. Nachdem das Kriegsgeschehen und damit die Front immer näher an Danzig herangerückt waren, wurde unsere Schule Anfang März 1945 zum Feldlazarett. Durch die Gefahr plötzlicher Fliegerangriffe fiel der Schulunterricht zusätzlich auch aus. Einer möglichen Katastrophe entging dieses Feldlazarett mit den vielen Verwundeten nur ganz knapp. In der folgenden Nacht, nachdem das Lazarett geräumt worden war, wurde es von Brandbomben getroffen und brannte zum Teil aus. Übrigens, die z. T. verkohlten Treppenstufen aus Eichenholz dienten uns im Winter 45/46 als Brennmaterial. Ob ich diese Treppenstufen allerdings mit Freude aus MEINER Schule herausbrach, glaube ich kaum, denn ich hatte sie und die angrenzende Turnhalle immer gerne besucht. Auch heute dient sie wieder als Schule, auch ist sie in letzter Zeit gründlich renoviert worden und hat nun auch einen hellen, freundlichen Anstrich erhalten. Damit sticht sie aber nun auch gewaltig ab, von den unansehnlichen, bröckelnden alten Fassaden der umliegenden Mietshäuser. Es scheint, als stünde die ganze Umgebung unserer Kinderzeit in Ohra heute unter Denkmalschutz".

Stadtteil

Polnische Namen

Smoleńska

Source(s): Danziger Einwohnerbuch 1937/38 T II, S. 121